Interview
Josip Juratovic: Ein europäischer Schwabe
Der Heilbronner Bundestagsabgeordnete im Gespräch über seine Person, seine Politik und seine Partei
Herr Juratovic, stellen Sie sich vor, Sie würden Ihr politisches Programm als SMS versenden. Sie haben dafür nur 160 Zeichen zur Verfügung. Wie würde Ihr Text aussehen?
Ich stehe für die Verwirklichung der Werte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Das heißt konkret, dass ich mich für mehr Ausbildungsplätze, für bessere Arbeitsbedingungen, für Ganztagesbetreuung und für bessere Verkehrsanbindungen in meinem Wahlkreis einsetze.
Nicht schlecht, allerdings hätten Sie dafür zwei SMS senden müssen.
Juratovic lacht.
Welche Aufgaben haben Sie als Bundestagsabgeordneter konkret?
Meine Aufgaben teilen sich in meine Arbeit im Wahlkreis und in Berlin auf.
Im Wahlkreis stehe ich tagtäglich im Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern. Ich bin Ansprechpartner für Unternehmen, Gewerkschaften und gesellschaftliche Gruppen. Ich informiere über die Beschlüsse der Berliner Politik und arbeite eng mit den Entscheidungsträgern vor Ort zusammen. Besonders wichtig ist mir mein Einsatz für Ausbildungsplätze. Deswegen habe ich die „Initiative Berufsabschluss – Jugendlichen eine Chance geben“ ins Leben gerufen.
Den Einsatz für Ausbildungsplätze habe ich in Berlin in meinen ersten beiden Legislaturperioden als Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales fortgesetzt. Als ehemaliger Fließbandarbeiter und Betriebsrat weiß ich, welche Auswirkungen unsere Entscheidungen in der Praxis haben. Jetzt setze ich mich für europa- und weltweit gute Arbeit und soziale Standards ein, denn seit 2013 bin ich Mitglied im Bundestagsausschuss für Auswärtiges.
Fühlen Sie sich als Europäer?
Ich lebe gerne hier in der Mitte von Europa. Ich bin 1974 im Alter von 15 Jahren aus Kroatien nach Gundelsheim gekommen. Ich habe hier meine Frau Christina gefunden und meine Familie gegründet. Hier sind unsere drei Kinder aufgewachsen, hier haben wir unser Häusle. Ich arbeite gerne etwa 22 Wochen im Jahr in der sich ständig wandelnden Hauptstadt Berlin. Aber zum Wochenende hin freue ich mich immer wieder auf meine Heimat. Meine Wurzeln sind hier. Ich würde sagen, ich bin ein europäischer Schwabe.
Welche Anliegen Ihres Wahlkreises konnten Sie in Berlin bereits erfolgreich in die Tat umsetzen?
Ja. Ich bin sehr stolz darauf, dass es mir gelungen ist, unter dem SPD-geführten Verkehrsministerium im Jahr 2008 7,6 Millionen Euro für die Errichtung eines Containerterminals im Heilbronner Hafen zu erkämpfen. Dieses Geld war im Haushalt eigentlich nicht vorgesehen. Der Ausbau der Binnenschifffahrt ist von großer Bedeutung, denn das Schiff ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Dadurch werden die Straßen im Unterland von Schwerlastverkehr entlastet.
Auch die Schiene ist mir als Verkehrsmittel sehr wichtig. Deswegen freue ich mich, dass meine jahrelangen Bemühungen um eine barrierefreie Gestaltung des Heilbronner Hauptbahnhofs von Erfolg gekrönt waren. Noch keinen Durchbruch hingegen haben wir bei der Frankenbahn von Heilbronn nach Würzburg. Es gibt zwar positive Signale, doch der Einsatz für einen zweigleisigen Ausbau zwischen Möckmühl und Züttlingen wird noch viel Kraft kosten. Ich werde mich weiter auf allen Ebenen darum bemühen.
Darüber hinaus engagiere ich mich fortwährend für den Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Lampoldshausen. Dort konnt inzwischen ein neues Testzentrum gebaut und die Nutzung mittelfristig gesichert werden. Dazu leiste ich als Heilbronner Abgeordneter mit meinem Einsatz im Wirtschaftsministerium selbstverständlich meinen Beitrag.
Sie sind auch kommunalpolitisch aktiv?
Ja, ich war bis Ende 2015 auch Gemeinderat in Gundelsheim. Diese Verbindung pflege ich weiterhin. Es ist wichtig, als Bundespolitiker in der kommunalen Politik verankert zu sein.
Sie sind einer der ganz wenigen Politiker mit Migrationshintergrund. Ist die Herkunft ein Hindernis auf dem Weg in die Politik?
Ich bin der Beweis, dass es möglich ist, trotz eines ausländischen Namens und einer ausländischen Herkunft in den Bundestag gewählt zu werden. Ich wünsche mir, dass bei einer Wahl stets der politische Einsatz und der Mensch im Vordergrund stehen, und nicht die Herkunft.
Können Sie mir die drei wichtigsten Gründe nennen, weshalb man gerade heute in die SPD eintreten soll?
Die drei wichtigsten Gründe: Die SPD ist die einzige Partei, die glaubwürdig und ehrlich auf der Seite der Arbeitnehmer steht und ihre Interessen verteidigt. Die SPD steht für gesellschaftliche Gerechtigkeit, Frieden und internationale Verantwortung. Und die SPD ist die einzige Partei, die sich bereits seit Jahren kritisch-konstruktiv mit der internationalen Finanzwelt auseinander setzt und Lösungen für die Zukunft benennt. Grundsätzlich gilt: Parteien sind besser als ihr Ruf. Starke Parteien sind Garanten für eine stabile Demokratie. Deswegen freue ich mich über jeden Einzelnen und jede Einzelne, die bei uns mitmachen wollen.
Wie kann ich mich über Ihre Arbeit auf dem Laufenden halten?
Auf meiner Facebook-Seite und auf meine Homepage finden Sie immer aktuelle Termine und Stellungnahmen. Außerdem informiere ich nach jeder Sitzungswoche im Berlin-Brief über die im Bundestag behandelten Themen. Wenn Sie den Berlin-Brief erhalten möchten, können Sie diesen auf meiner Homepage abonnieren. Für direkte Fragen bin ich aber natürlich auch per Post oder E-Mail erreichbar.